Die Geschichte der ukrainischen Seelsorge in der Schweiz ist untrennbar mit dem Schicksal der ukrainischen Emigranten verbunden, die nach dem Ersten Weltkrieg auf der Suche

nach Zuflucht oder einem besseren Leben hierher kamen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wuchs die ukrainische Gemeinde, und der Bedarf an geistlicher Unterstützung nahm zu, das Fehlen eines ständigen Seelsorgers war sehr spürbar.

(Auf dem Foto: Ukrainer in der Schweiz, 1940-1944.)

Eine Zeit lang wurden die Ukrainer von Pater Zakhariasevych betreut, der später nach Argentinien zog. Am 4. Februar 1951 weihte Bischof Ivan Buchko, Exarch für die Ukrainer außerhalb der Ukraine, den Diakon Danylo Dzvonyk in der Kathedrale von Fribourg zum Priester (siehe Foto). Danach war Dzvonyk einige Jahre in der Schweiz als ukrainischer Seelsorger tätig.

(Foto: Priesterweihe von Pater Danylo Dzvonyk. Der Weihende ist Bischof Ivan Buchko, rechts – Pater M. Vasylyk.)

Pater Danylo arbeitete nicht nur im geistlichen Bereich aktiv mit der Gemeinde zusammen, sondern nahm auch am öffentlichen Leben teil, insbesondere an der Arbeit des Ukrainischen Vereins in der Schweiz.

(Auf dem Foto:  Präsidium des Ukrainischen Vereins in der Schweiz, 1952. P. Danylo Dzvonyk ist zweiter von rechts).

In den 1960er Jahren übernahm Pater Myroslav Marusyn die geistliche Betreuung der hiesigen Ukrainer.

(Auf dem Foto: Ukrainer in Zürich nach einem Gottesdienst mit P. Myroslav Marusyn, 1960)

1960 wurde ein Exarchat für die Ukrainer in Frankreich eingerichtet (der erste Exarch war Bischof Volodymyr Malanchuk). Im Jahr 1982 wurde Bischof Mykhailo Hrynchyshyn zum Exarchen ernannt, der auch die Vollmacht des Apostolischen Delegaten für die Ukrainer in den Beneluxländern und der Schweiz erhielt. Der neu ernannte Exarch bat Pater Petro Kostiuk, der gerade sein Studium in Rom abgeschlossen hatte, sich um die Schweizer Gemeinde zu kümmern. Pater Petro erfüllte diese Aufgabe dreißig Jahre lang bis zu seiner Pensionierung.

Von Anfang an fanden die ukrainischen Gottesdienste in verschiedenen Kapellen und Kirchen statt, die freundlicherweise von den örtlichen römisch-katholischen Pfarreien zur Verfügung gestellt wurden. Zu den Zentren des geistlichen Lebens gehörten das Dorf Blonay und die Stadt Fribourg (Kathedrale) im französischsprachigen Teil des Landes sowie Bern (Dreifaltigkeitskirche, danach Bruder-Klaus-Kirche) und Zürich im deutschsprachigen Teil. Zu Beginn wurde der Kirchengesang von Mitgliedern der Gemeinde unter der Leitung des ehemaligen Direktors der Kiewer Oper, Herrn Havrylenko, übernommen. Später wurde der Schweizer Chor Romanos zu einer großen Bereicherung der Gottesdienste, indem er sie mit seinem schönen Gesang begleitete und unsere geistliche Tradition in der Bevölkerung vertrat und förderte.

Das 1000-jährige Jubiläum der Christianisierung der Ukraine-Rus' wurde auch in der Schweiz groß gefeiert: Im April 1988 fand im Kloster Muri eine feierliche Liturgie statt, welcher Metropolit Maxim Hermaniuk (Metropolit von Winnipeg) vorstand, die Konzelebranten waren Bischof Michael Hrynchyshyn (Exarch von Frankreich, Benelux und der Schweiz) und Bischof Platon Kornyliak (Exarch von Deutschland und Skandinavien). Der Chor "Utrechts Byzantijns Koor" unter der Leitung seines Gründers, Dr. Myroslav Antonovych, sorgte für den hervorragenden Gesang. Der Gottesdienst wurde im lokalen Schweizer Fernsehen übertragen.

 

Feierlicher Gottesdienst anlässlich des Millenniums der Taufe der Ukraine-Rus', Teil 1: Ostermatutin. Klosterkirche von Muri (Kanton Aargau), Schweiz. 02-03 April 1988:

https://www.youtube.com/watch?v=c_eYjrzI2Gw&t=207s 

 

Feierlicher Gottesdienst anlässlich des Millenniums der Taufe der Ukraine-Rus, Teil 2: Göttliche Liturgie am Osterfest. Klosterkirche von Muri (Kanton Aargau), Schweiz. 02-03 April 1988:

https://www.youtube.com/watch?v=NmMvGF5r5-A&t=216s 

Die Zelebranten sind: Metropolit Maksym (Hermaniuk), Bischof Platon (Kornyliak), Bischof Mykhailo (Hrynchyshyn), Bischof Volodymyr. Priester: Pater Petro Kostiuk, Pater Robert Hotz, SJ. Der Chor "Utrechts Byzantijns Koor" singt unter der Leitung seines Gründers Dr. Myroslav Antonovych. Der Diakon ist Jean-Paul Deschler.

Mit der Ankunft von Pater Nazar Zatorskyy in der Schweiz wurde das geistliche Leben neu belebt: In Lausanne wurde eine Gemeinde gegründet, und später öffnete die Liebfrauenkirche in Zürich ihre gastfreundlichen Türen für Ukrainer. Die Ukrainer in der Schweiz erhielten besondere Aufmerksamkeit für ihre spirituellen Bedürfnisse, als das Exarchat in Paris zur Eparchie erhoben und Bischof Borys Gudziak zu ihrem Leiter ernannt wurde. Ihm ist es zu verdanken, dass 2016 ein neuer Priester, Volodymyr Horoshko, hierher kam, der sich um die Gläubigen in Lugano und Bern kümmerte. Pater Stefan Pidsadnyi wurde eingeladen, die Gemeinde in Basel zu betreuen. Im April 2017 begann Pater Nazar Zatorskyy, Gottesdienste in Genf zu halten. Im Herbst 2020 war Pater Stefan Pidsadnyi aufgrund seines Gesundheitszustandes gezwungen, die Gemeinschaft in Basel an Pater Volodymyr Horoshko zu übergeben. Im Herbst 2021 schloss sich Pater Sviatoslav Horetskyi der Ukrainischen Seelsorge in der Schweiz an und übernahm die Betreuung der ukrainischen Gemeinden in Lausanne und Genf und damit die Betreuung der gesamten Westschweiz.

Die seelsorgerische Arbeit beschränkt sich nicht auf Gottesdienste und Spendung der Sakramente. Nach den Gottesdiensten finden ukrainische Zusammenkünfte statt, bei denen die Möglichkeit besteht, sich in der Muttersprache zu unterhalten, es werden Treffen für Kinder und Erwachsene, gemeinsame Ausflüge und andere Veranstaltungen organisiert.